Die Teestunde ist oft eine Angelegenheit von subtilem Raffinement. Immer mehr Menschen gilt sie als ein Stück Lebenskunst: Da nimmst du dir Zeit, entfliehst vielleicht sogar dem Alltag, machst es dir behaglich und genießt den kleinen, schönen Augenblick. Gelegentlich ist die Teestunde reiner Luxus und gerade die Engländer – Protagonisten des Teegenusses – gewinnen der Tea Time oft humorvolle Seiten ab. So schrieb Anthony Burgess in seinem Roman „Ein-Hand-Klatschen“ sinngemäß: Liegt Ihr Gatte als Leiche da und Sie wissen nicht, was Sie damit anstellen sollen, kochen Sie sich doch zunächst einmal eine schöne Tasse Tee. Allerdings wird die Tasse Tee erst schön, wenn man bei der Zubereitung einiges beachtet:
Es genügt nicht, zu wissen, welcher Tee gerade richtig ist. Von den gesunden Kräutertees einmal abgesehen, kann selbst der teuerste Tee banal erscheinen. Es ist egal, ob der Tee aus den namhaften Teegärten kommt oder ein elegantes Blatt hat: Ob der Tee gelingt, hängt zu großen Teilen davon ab, wie er zubereitet wurde.
Zunächst brauchst du eine geeignete Teekanne. Sie gilt als kostbarstes Werkzeug, das mit besonderer Sorgfalt behandelt werden muss. Man soll sie weder waschen noch ausreiben – nur mit klarem Wasser ausspülen und mit offenem Deckel lufttrocknen lassen. Die natürliche Innenbeschichtung besteht aus aromaverstärkendem Tannin. Deshalb benutzen Teetrinker oft mehrere Kannen für verschiedene Teesorten: etwa eine Kanne aus Ton oder Gusseisen für kräftige Tees mit viel Tannin, eine aus Porzellan für Grüntees und eine dritte aus Steingut für Kräuter- und Früchtetees.
Guter Tee ist alles andere als hauptsächlich subtil parfümiertes Wasser. Die Qualität des Wassers ist das A und O. Man sagt, dass die großen Teemeister Japans oder Chinas bei einem Aufguss die Herkunft des Wassers schmecken können: ob es aus einem Fluss, einem tiefen Brunnen oder einem Gebirgsbach kommt.
Es gibt Teeliebhaber mit feinem Geschmacksempfinden, die nur spezielles Wasser verwenden.
Englands Königin beispielsweise geht nie auf Reisen, ohne einen Vorrat an Quellwasser für ihren Tee mitzunehmen.
Wir sollten einfach darauf achten, dass das Wasser frisch, klar, geruchlos und nicht kalkhaltig ist.
Weiches Wasser ist gut geeignet, hier und da bewähren sich handelsübliche Wasserfilter oder auch neutrales Mineralwasser, wie es auch für Babynahrung verwendet wird.
Zunächst wird das Teewasser im Wasserkessel erhitzt. Dann spülst du deine Teekanne mit kochendem Wasser aus, bevor die Teeblätter hineinkommen. Im Allgemeinen werden zweieinhalb Gramm Tee pro Tasse genommen – etwa ein gehäufter Teelöffel Teeblätter. Bei Broken-Tees genügt ein gestrichener und bei Fannings zwei Drittel eines Teelöffels.
Oolong wird etwas reichlicher eingesetzt, ebenso einige Grünteesorten.
Nach dem Einfüllen sollte der Tee vor dem Aufguss einige Sekunden in der heißen, dampfenden Kanne ruhen, um verschiedene Aromen aufzuschließen. Das Teewasser soll niemals sprudelnd kochen. Sonst wird es kraftlos und flach, zudem wird das Aroma der Teeblätter zerstört.
Vielmehr soll das Wasser gerade so leise sieden – danach ist alles nur noch eine Zeitfrage.
Die Ziehdauer für ganze Schwarzteeblätter beträgt fünf, für gebrochene drei Minuten. Halbfermentierte Tees ziehen am besten sieben, grüne Tees dagegen nur etwa drei Minuten. Längere Ziehzeiten bringen im Übrigen nichts, außer bitteren Tees.
Die Meinung, Tee wird nach längerer Ziehdauer anregender, ist falsch. Das anregende Teein wird nämlich gleich in den ersten Minuten gelöst, danach wird seine anregende Wirkung höchstens von den Gerbstoffen abgeschwächt.
Vor dem Servieren wird der Tee gut umgerührt, die Teeblätter entfernst du. Bewährt haben sich Siebeinsätze oder auch Teefilter aus Baumwolle und ausreichend große Tee-Eier. Sicher ist die Zeit oft knapp. Auf Teegenuss musst du aber nicht verzichten.
Oft fehlt die Zeit für ein privates Teezeremoniell. Aber keine Sorge! Man kann dann ohne Weiteres auch Tee im Teebeutel nehmen. Letztendlich stehst auch du vor der Frage, ob du Zucker, Milch oder Zitrone in den Tee geben sollst. Obwohl diese Zugaben für Teefreaks ein Sakrileg sind, gibt es Zugeständnisse an den wechselnden Geschmack:
Einige kräftige Schwarztees vertragen etwas kalte Milch, für duftige Darjeeling-Tees, zu halbfermentierten oder grünen Tees ist Milch ein No-Go. Zitrone verfälscht den reinen Geschmack.
Dagegen unterstreicht eine hauchdünne Apfelscheibe das schöne Aroma eines Ceylon- oder Assamtees.
Wer auf Zucker nicht verzichten will, nimmt ihn am besten in den schwarzen Tee – und dann am besten in Form des weißen Kandis, der auch wunderbar mit aromatisierten Tees harmoniert.
Der individuelle Teevorrat sollte nicht allzu langlebig ausgestaltet werden, vielleicht auch einfach nur, um Zeit zu sparen. Denn Qualitätstee ist ein kostbares und empfindliches Lebensmittel, zumal du deinen Lieblingstee hier bei MEIN GENUSS jederzeit bestellen kannst.
Grundsätzlich gilt: