Zu innerer Ruhe finden und genießen – die japanische Teezeremonie ist ein ehrwürdiges traditionelles Ritual, seit über 1.000 Jahren so gut wie unverändert. Japanische Mönche, die nach China reisten, um den Buddhismus zu studieren, kamen dort mit Tee in Berührung und brachten diesen mit nach Japan. Der Überlieferung nach verzehrten sie den mitgebrachten grünen Matcha, dem eine heilende Wirkung zugeschrieben wurde, begleitend zu ihrer Meditation. Bis heute verbindet die japanische Teezeremonie Spiritualität mit dem Genuss von Tee als Zeichen der Gastfreundschaft.
Auch wenn es mittlerweile sehr unterschiedliche Schulen gibt, so orientieren sich die meisten Zeremonienmeister an einer grundlegenden Abfolge. Dabei versucht der Teemeister, die Teetrinker auf den Teeweg, den Chado, zu führen und sie so zum Teemenschen (Chajin) zu machen, dem Gelassenheit, Ruhe und Wärme zugeschrieben wird.
Das Ritual beginnt mit dem Eintreffen der geladenen Gäste und dem Teeweg, den sie bis zum Teehaus auf dem Gartenpfad, dem Roji, beschreiten. Schritt für Schritt streifen die Gäste dabei ihren Alltag von sich ab und bereiten sich auf die Zeremonie vor.
Am Teehaus angekommen, werden die Gäste mit heißem Wasser von ihrem Gastgeber begrüßt. Dieses Wasser wird später auch zur Teezubereitung verwendet. Doch bevor es soweit ist, begeben sich die Gäste nochmals auf den Roji, nehmen eine Weile auf einer Bank Platz und sehen ihrem Gastgeber dabei zu, wie er frisches Wasser in eine spezielle Schale füllt. Manchmal werden schon hier leichte Speisen und Sake gereicht. Erst wenn der Gong nun fünfmal geschlagen hat, waschen sich die Gäste mit dem frischen Wasser die Hände und betreten das Teehaus respektvoll auf Knien.
Nun begrüßen sich die Gäste, verbeugen sich voreinander, setzen sich und sehen ihrem Gastgeber bei der gewissenhaften Teezubereitung zu .
Dabei ist jeder Handgriff eine Kunst für sich, die ein geübter Gastgeber mit großer Anmut und Präzision darbietet.
Bedeutsam für die Teezeremonie sind ausgewählte Utensilien von der Teeschale über Teedosen und spezielle Wassergefäße bis hin zum Schöpflöffel für das Wasser, dem Teelöffel aus Bambus und dem Teebesen.
In einem geschmeidigen und meist recht stillen Ablauf werden nun die Schalen mit dem gebrauchten Wasser sowie Schöpflöffel und Teebesen platziert und gereinigt, bevor die Teeschalen mit etwa 80 Grad heißem Wasser gefüllt und somit vorgewärmt werden. Nachdem den Gästen Süßigkeiten angeboten wurden, entnimmt der Teemeister den Tee aus einer der Dosen, gibt ihn in eine Schale, gießt nahezu kochend heißes Wasser dazu und schlägt diesen Aufguss mit dem Teebesen schaumig. Erst dann reicht er die Schale zunächst seinem Ehrengast.
Bevor dieser nun den ersten Schluck des Tees hörbar schlürfend kostet, entschuldigt er sich höflich bei seinem Nachbarn, dass dieser warten muss und lobt den Gastgeber für den wohlschmeckenden Tee, die Ästhetik des gesamten Arrangements wie auch die Utensilien der Zeremonie. Danach gibt er die Teeschale wieder an den Gastgeber zurück, der diese mit einem speziellen Seidentuch abwischt, mit frischem Wasser füllt und erneut den Matcha aufschlägt – um die Teeschale nun dem nächsten Gast zu reichen. Diese Prozedur wird so lange wiederholt, bis jeder der Gäste an der Reihe war. Mit einem zustimmenden Nicken beschließt der Ehrengast die Teezeremonie, die bis zu vier Stunden dauern kann.
Immer mehr Teehäuser und -schulen auf der ganzen Welt bewahren diese achtsame Tradition der Teezubereitung und der Wertschätzung. Auch für zuhause kann man Details dieser japanischen Werteüberlieferung übernehmen und Freunde und die Familie mit einer ganz persönlichen Teezeremonie empfangen – in Harmonie und Stille, umgeben von Dingen, die das Leben entschleunigen und das Miteinander einfach schöner machen. So kann man den Genuss von Tee auch zu Hause zelebrieren.